IT-System

IT-Systeme im Spiegel der Normen

Ungeerdete Stromversorgungen (IT-Systeme) werden immer dann eingesetzt, wenn ein erster Isolationsfehler nicht zum Ansprechen einer Schutzeinrichtung und damit Unterbrechung der Stromversorgung führen darf. Klassische Einsatzgebiete sind beispielsweise medizinisch genutzte Bereiche, sensible Prozesse im Industriebereich, geregelte Antriebe in der Schwerindustrie und vieles mehr. Mit der Energiewende sind zudem neue Anwendungen wie die Elektromobilität oder DC-Systeme hinzugekommen. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Überblick über die aktuelle Normensituation.

Netzformen

Die grundsätzlichen Netzformen sind in der DIN VDE 0100-100 (VDE 0100-100):2009-06 dargestellt. In Ab. 131.1 dieser Norm wird darauf hingewiesen, dass mit diesen Anforderungen die Sicherheit von Personen, Nutztieren und Sachwerten hinsichtlich der Gefahren und Schäden sichergestellt wird, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch elektrischer Anlagen in entstehen können.  Zu den Risiken gehören insbesondere das Auftreten von gefährliche Körperströme und die Unterbrechung der Stromversorgung.

Das IT-System wird in Ab. 312.2.3 (AC), 312.2.4.5 (DC) und im Anhang A beschrieben. Es gilt die Festlegung, dass alle aktiven Teile von Erde getrennt oder ein Punkt ist über eine Impedanz mit Erde verbunden sind. Die Körper (von elektrischen Betriebsmitteln) der elektrischen Anlage sind entweder einzeln oder gemeinsam geerdet oder gemeinsam mit der Erdung des Systems verbunden (siehe auch DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10) 411.6. Das System darf auch mit Erde über eine ausreichend hohe Impedanz verbunden sein. Diese wird in Deutschland nur für Mess- oder Funktionszwecke angewendet.

Bild 1: Vergleich zwischen einem IT-System (linkes Bild) und einem TN-System bei einem 1. Isolationsfehler

Die Stromquelle

Für die Stromquelle muss zwischen einem „normalen“ IT-System oder einem medizinischen
IT-System unterschieden werden. Für die Stromquelle eine Trennung mit Basisisolierung erforderlich. In der Praxis meist durch einen Trenntransformator. Ebenso kann dies durch eine Batterie, ein autarkes PV-System oder einen mobilen Stromerzeuger erreicht werden.  Im medizinischen IT-System müssen die Ableitströme wegen einer möglichen Patientengefährdung bei intrakardialen Eingriffen (z.B. am offenen Herzen) besonders niedrig sein. Der geforderte Trenntransformator ist in der DIN EN 61558-2-15 (VDE 0570-2-15):2012-09 beschrieben.

Bild 2: Aufbau eines medizinischen IT-Systems nach DIN VDE 0100-710:20xx

Die Erdung

Das IT-System wird in der Praxis häufig auch „das ungeerdete Stromversorgungssystem“ genannt.  Dieses „ungeerdet“ bezieht sich jedoch nur auf die Verbindung zwischen allen aktiven Leitern und dem Erdungssystem.  Nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10 Abschnitt 411.3.1.1 „Schutzerdung“ müssen die Körper mit einem Schutzleiter verbunden werden, abhängig von der Art der Erdverbindung. Für das IT-System bedeutet das nach 411.6.2 die Körper einzeln, gruppenweise oder gemeinsam geerdet und die folgenden Bedingungen erfüllt sein müssen:

In Wechselstromsystemen          RA × Id ≤ 50 V

Dabei ist

RA           die Summe der Widerstände in Ω des Erders und des Schutzleiters zum jeweiligen Körper;

Id             der Fehlerstrom in A beim ersten Fehler mit vernachlässigbarer Impedanz zwischen einem Außenleiter und einem Körper.

In Gleichstromsystemem wird die Begrenzung der Berührungsspannung nicht berücksichtigt, weil der Wert von Ials vernachlässigbar klein angesehen wird.

Bild 3: Vergleich der Erdung im IT-System und TN-System

Der 1. Fehler im IT-System

Der Fehlerstrom Id nach Auftreten eines 1. Fehlers gegen einen Körper oder Erde ist sehr niedrig und eine automatische Abschaltung nicht erforderlich (DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10 Ab. 411.6.1), vorausgesetzt die Erdung nach Abschnitt 411.6.2 ist erfüllt. Dies bedeutet, dass der Schutzleiterwiderstand RA parallel zum Körperwiderstand liegt und der an sich schon sehr niedrige Fehlerstrom über diesen Schutzleiter fließt und das die Berührungsspannung signifikant unter dem max. zulässigen Wert von 50 V bleibt. Dies ist insbesondere auch im medizinischen Bereich von Vorteil.

Der Wert des Fehlerstromes Id bei einem ersten Fehler wird bestimmt durch die Nennspannung, Nennfrequenz sowie die Parallelschaltung aus Netzableitkapazität und Isolationswiderstand der elektrischen Anlage gegen Erde. Der Fehlerstrom fließt bei einem ersten Fehler mit vernachlässigbarer Impedanz zwischen einem Außenleiter und einem Körper. Bei einem guten Isolationsniveau es elektrischen Systems kann Id in guter Näherung durch die Netzableitkapazität bestimmt und wie folgt berechnet werden:

Für 3ph-System

 ICe = U⁄√3 ×3ω × Ce = U ×√3×ω × Ce 

Für 3ph-System

ICe = U × ω × Ce 

Bild 4: Fehlerstrom Id bei einem ersten Isolationsfehler im IT-System (Ersatzschaltbild)

Bild 5: Beispiel Berührungsspannung UT nach einem ersten Fehler

Die Schutz- und Überwachungseinrichtungen

Nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10 Abschnitt 411.6.3 können in IT-Systemen die folgenden Überwachungs- und Schutzeinrichtungen eingesetzt: 

  • Isolationsüberwachungseinrichtungen (IMDs);
  • Differenzstrom-Überwachungseinrichtungen (RCMs);
  • Isolationsfehler-Sucheinrichtungen (IFLS);
  • Überstrom-Schutzeinrichtungen;
  • Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs).

Nach Abschnitt 411.6.3.1 muss eine Isolationsüberwachungseinrichtung (IMD) vorgesehen werden, um einen ersten Fehler zwischen einem aktiven Teil und einem Körper oder gegen Erde zu melden. Diese Einrichtung muss ein hörbares und/oder sichtbares Signal erzeugen, das so lange andauern muss, wie der Isolationsfehler besteht. Es wird empfohlen, dass ein erster Fehler so schnell wie praktisch möglich beseitigt wird. Das „so schnell wie praktisch möglich“ hängt von den praktischen Gegebenheiten der Anlage ab. Grundsätzlich hat das IT-System aber den deutlichen Vorteil, dass ein Isolationsfehler nicht sofort beseitigt werden muss, sondern durchaus so lange hinausgezögert werden kann, bis z.B. das nächste Wartungsintervall für die Anlage fällig ist.

Isolationsfehler-Sucheinrichtungen (IFLS)

Mit einer Isolationsfehler-Sucheinrichtungen (IFLS) können fehlerbehaftete Abgänge bzw. Geräte während des Betriebes lokalisiert werden, d.h. ein Abschalten der Anlage entfällt. Zur Fehlersuche werden Messpulse dem IT-System überlagert, die dann wiederum von Messstromwandlern erfasst und ausgewertet werden. Anhand der Zuordnung Messstromwandler / Abgang kann so der fehlerbehaftete Abgang leicht ermittelt werden. 

Bild 6: Prinzipdarstellung IT-System mit IMD und IFLS

Differenzstrom-Überwachungseinrichtungen (RCM)

Differenzstrom-Überwachungsgeräte (RCM) können nur bedingt funktionieren (siehe Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD))

Überstromschutzeinrichtungen

Die Auslegung der Überstrom-Schutzeinrichtungen erfolgt unter Berücksichtigung von DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430):2010-10. Für IT-Systeme ist dabei insbesondere zu beachten:

  • In medizinischen IT-Systeme ist im Ausgangsstromkreis (Sekundärkreis) des Transformators ein Schutz bei Überlast nicht zulässig, d.h. es ist nur ein Kurzschlussschutz erforderlich. Deshalb ist der Laststrom- und die Temperatur des Transformators zu überwachen und Abweichungen zu melden (Ab. 710.411.6.3.101)
  • Nach DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430):2010-10 Ab.431.1.1 müssen alle aktiven Leiter abgesichert sein (allpolig). Siehe auch in DIN VDE 0100-557 (VDE 0100-557):2014-10 „Hilfsstromkreise“ Abschnitt 557.3.6.1 „Ungeerdete Wechsel- oder Gleichstrom-Hilfsstromkreise müssen durch Schutzeinrichtungen gegen Kurzschlussströme geschützt werden, die alle Außenleiter unterbrechen“. Dieser Hinweis findet sich ebenfalls in DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430):2006-07 Abschnitt 431.2.2.  
  • Wenn in 3ph/N IT-Systemen im N-Leiter eine Überstromerfassung erforderlich ist, muss diese eine Abschaltung aller aktiven Leiter bewirken muss. (Ab. 431.2.2) Auf diesen Überstromschutz kann verzichtet werden, wenn z.B. der N-Leiter an der Einspeisung gegen Überstrom gesichert ist.
  • Eine allpolige Abschaltung dient auch dazu, das IT-System im Sinne der 5 Sicherheitsregeln allpolig „freizuschalten“
  • An dieser Stelle auch ein Hinweis auf die allgemein gültige Anmerkung aus DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430): 2010-10 Abschnitt 433.3.3, das auf Überlast-Schutzeinrichtungen verzichtet werden darf, wenn eine unvorhergesehene Unterbrechung des Stromkreises eine Gefahr darstellen würde. In diesen Fällen sollte eine Überlast-Meldeeinrichtung in Betracht gezogen werden.

Bild 7: Erklärung für die Notwendigkeit eines allpoligen Überstromschutzes in IT-Systemen

Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD)

Nach DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10, Ab. 411.3.3 muss in Wechselspannungssystemen ein zusätzlicher Schutz durch Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) für die Steckdosen < 32 A vorgesehen werden, die für die Benutzung durch Laien und zur allgemeinen Verwendung bestimmt sind. Diese Forderung ist jedoch für IT-Systeme nicht praxisgerecht, so dass RCDs in IT-Systemen die gewünschte Schutzwirkung nicht erzielen. Das Funktionsprinzip einer RCD erfordert nach einem ersten Fehler einen Fehlerstrom I, der über dem Bemessungsfehlerstrom IΔn einer RCD liegen muss (e.g. > 30 mA). Dies ist jedoch in der Praxis nicht der Fall. Selbst zwei unabhängige Isolationsfehler an beiden aktiven Leitern oder angeschlossenen Betriebsmitteln führt nicht zum Auslösen einer RCD, da diese beiden Fehler wie ein Verbraucher wirken.

In der Ausgabe der DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10 wird jedoch auf internationaler Ebene der zusätzliche Schutz durch RCDs IΔn < 30 mA auch für die Steckdosenstromkreise von IT-Systemen gefordert, wenn bei einem ersten Fehler ein Fehlerstrom Ivon > 15 mA fließen kann. Bei genauer Betrachtung zeigt es sich jedoch, dass diese Forderung nicht nur technisch zu hinterfragen ist:

  • Mal abgesehen von der Tatsache, dass Steckdosen in IT-Systemen eher die Ausnahme sind, wie soll der Fehlerstrom Ibestimmt werden? Der Strom Iwird maßgeblich durch die Kabellänge und die Anzahl der Verbraucher der elektrischen Anlage bestimmt. Er berücksichtigt auch die Ableitströme der elektrischen Anlage gegen Erde. Ebenso gehören dazu Veränderungen der Anlage durch unbekannte Zu- und Abschaltungen. Diese Werte kann kein Planer bei einer noch so guten Planung ermitteln.
  • Die heute am Markt üblichen RCDs haben einen Bemessungsdifferenzstrom IΔn < 30mA. Der Anwender hätte also keine Chance, ein geeignetes Produkt am Markt zu erwerben. Dazu findet sich in DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530):2018-06 im Abschnitt 538.4 noch folgendes Zitat: „Bei Verwendung in Wechselstrom-IT-Systemen wird empfohlen, richtungsselektive Differenzstrom-Überwachungseinrichtungen (RCMs) zu verwenden, um ungewollte Meldungen bezüglich Ableitströmen zu vermeiden, wenn vermutlich hohe Ableitkapazitäten hinter dem Anschlusspunkt der Differenzstrom-Überwachungseinrichtung (RCM) auftreten.“ In Summe heißt das, der Anwender bekommt weder ein RCD mit einem IΔn < 15 mA noch ein RCD, welches richtungsselektiv arbeitet. Richtungsselektiv heißt in diesem Fall, dass nur Fehlerströme zum Verbraucher hin erkannt werden.

Bild 8: Zwei Isolationsfehler an unterschiedlichen Außenleitern "hinter" einer RCD

Bild 9: Aufteilung der Netzableitkapazitäten "vor" und "hinter" einer RCD

Bild 10: Einsatz von RCDs in verzweigten IT-Systemen

Anwendung von AFDDs in IT-Systemen

Für IT-Systemen gilt das primäre Ziel, das bei einem ersten Fehler keine unerwartete Abschaltung. erfolgen soll. Insofern ist der Einsatz von Lichtbogen-Schutzeinrichtungen für Endstromkreisen bis 16 A in IT-Systemen nicht sinnvoll. Dies ist auch Gegenstand der aktuellen DKE Verlautbarung vom 3. November 2017 ist. Darin sind folgende Festlegungen enthalten:

a) DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02, Abschnitt 421.7 enthält keine Anforderungen an elektrische Anlagen, die in den Anwendungsbereich (Abschnitt 710.1) der DIN VDE 0100-710 (VDE 0100-710):2012-10 „Errichten von Niederspannungsanlagen Teil 7-710: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art – Medizinisch genutzte Bereiche“ fallen. Medizinisch genutzte Bereiche in Senioren- und Pflegeheimen, in denen Patienten einer ärztlichen Behandlung unterzogen werden, fallen somit nicht in den Geltungsbereich von DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02, Abschnitt 421.7.

b) Auf Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen (AFDDs) kann verzichtet werden für Stromkreise, die elektrische Verbrauchsmittel versorgen, bei denen eine unvorhergesehene Unterbrechung der Stromversorgung eine Gefahr oder einen Schaden verursacht. Dies gilt z. B.

  • a. für IT-Systeme, die zur Verbesserung der Versorgungssicherheit installiert wurden, oder
  • b. für elektrische Anlagen für Sicherheitszwecke nach DIN VDE 0100-560 (VDE 0100-560), insbesondere in Sicherheitsbeleuchtungssystemen.

Weitere Hinweise und Anforderungen für die Installation und Geräteauswahl

Auswahl der Isolationsüberwachungsgeräte

Ein Isolationsüberwachungsgerät wird unter Berücksichtigung folgender Kriterien ausgewählt:

  • Höhe der maximalen Nennspannung
  • AC-, DC- oder AC / DC-Netzform
  • Hauptstrom-, Steuerstromkreis oder spezielle Anwendung
  • Netzableitkapazität
  • Ansprechwerte
  • Erweiterung zur Isolationsfehlersucheinrichtung
  • Spezielle Umweltbedingungen

Um die Auswahl der Isolationsüberwachungsgeräte für den Planer und Anwender einfacher zu gestalten, sind in der Produktnorm für Isolationsüberwachungsgeräte der DIN EN 61557-8 (VDE 0413-8):2015-12 weitere Festlegungen enthalten:

  • Kennzeichnung für die entsprechende Anwendung
  • Isolationsüberwachungsgeräte werden unterschieden
    • Nach den möglichen Komponenten in dem IT-System
      • AC IT-Systeme
      • DC IT-Systeme
      • AC/DC-Systeme
    • Für spezielle Anwendungen
      • Medizinisch genutzte Bereiche
      • Photovoltaik

Bild 11:  Beispiele für die Kennzeichnung von IMDs 

Anforderungen an die Isolationsüberwachungsgeräte

Wichtige Hinweise für die Projektierung von IT-Systemen sind in der DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530):2018-06 „Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Schalt- und Steuergeräte“ im Abschnitt 538 enthalten:

  • IMDs müssen DIN EN 61557-8 (VDE 0413-8) entsprechen (538.1.1).
  • Messergebnisses dürfen nicht durch Gleichstromanteile beeinflusst werden (538.1.2).
  • IMDs müssen symmetrische zwischen Außenleitern und Erde oder einpolig zwischen einem beliebigen Außenleiter und Erde angeschlossen werden (alternativ auch an den N-Leiter in 3ph/N-Systemen) (538.1.2).
  • Werden mehrere IT-Systeme miteinander gekoppelt, so darf immer nur ein IMD aktiv sein (538.1.2).
  • IMDs müssen für die höchste Netzspannung bemessen sein
  • Es wird empfohlen, IMDs einzusetzen, die eine Unterbrechung der Messanschlüsse zu den Netzleitern und Erde melden (538.1.1).
  • Einrichtungen zur Isolationsfehlersuche müssen den Anforderungen von DIN EN 61557-9 entsprechen (538.2)

Einstellung der Ansprechwerte

Der Ansprechwert ist passend zur betreffenden Anlage einzustellen. Nach Ab. 538.1.3 wird ein Wert von 100 Ohm/V und für eine Vorwarnung ein Wert von 300 Ohm/V empfohlen. In der vorhergehenden Ausgabe der DIN VDE 0100-530:2011-06 und in der DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100):2015-10 Ab. 5.3.3.101.3.3. wird Richtwert von 50 Ohm/V empfohlen. Beide Größenordnungen sind im Prinzip richtig und werden von der Anzahl der Verbraucher und Qualität der Installation beeinflusst (z.B. Feuchtigkeit, Staub etc.). In der Praxis wird der auf dem Display des IMDs angezeigte Wert dazu verwendet, einen Alarmwert einzustellen, der unterhalb dieses angezeigten Wertes liegt und somit gewünschten Minimalwert darstellt und genügend Spielraum für Service- und Wartungsarbeiten lässt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass alle wichtigen Abgänge der Anlage auch in Betrieb sind.

Ein Vorteil ist jedoch auch, dass durch eine signifikante Änderung des Isolationswiderstand beim Zuschalten bzw. Wegschalten eines Verbrauchers oder Anlagenteiles durch das IMD angezeigt werden und sich so mögliche Schwachstellen selbst kenntlich machen.

Überwachung abgeschalteter Verbraucher

Nach Ab. 538.3 kann ein Isolationsüberwachungsgerät in TN-, TT- und IT-Systemen zur Überwachung abgeschalteter Verbraucher oder Anlagen einsetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Motorwinden, Aufzüge, Schieberantriebe. Voraussetzung ist die allpolige Trennung des überwachten Stromkreises vom Netz.

 

Bild 12: Offline Überwachung eines Motors, z.B. bei einem Kran

Verhalten bei einem zweiten Isolationsfehler

Nach DIN VDE 0100-410:2018-10 Abschnitt 411.6.4 müssen nach Auftreten eines ersten Fehlers die Bedingungen für die Abschaltung im Falle eines zweiten Fehlers, der sich auf einem anderen Leiter ereignet, erfüllt werden. In der Praxis heißt das, dass ein bestimmter Schleifenimpedanz eingehalten werden muss. Für IT-Systeme ohne Neutralleiter

ZS ≤ U/(2 × Ia )

U = Nennwechselspannung zwischen den Außenleitern
Ia = Strom, der das Auslösen der Schutzeinrichtung innerhalb der Zeit nach 411.3.2.2 / 411.3.2.3 bewirkt.

Wenn aus Verfügbarkeitsgründen bei einem ersten Fehler nicht abgeschaltet werden soll, so muss beim Einsatz von RCDs beachtet werden, dass der vorhandene Fehlerstrom I< 0,4 IΔn beträgt. Für ein 30 mA RCD bedeutet dies I< 12 mA.

Dazu gibt es die Anmerkung, das symmetrische Fehler an unterschiedlichen Außenleitern keinen zur Abschaltung führenden Fehlerstrom erzeugen.

Wenn die Abschaltbedingungen für den Überstromschutz nicht erfüllt werden können, z.B.

  • die Schleifenimpedanz nicht exakt bestimmt werden kann (schwer zu schätzende Leitungslängen, metallische Werkstoffe nahe der Leitungen),
  • der Fehlerstrom so niedrig ist, dass die max. zulässige Abschaltzeit bei Verwendung von Überstromschutzeinrichtungen nicht eingehalten werden kann,
  • wenn der Schleifenwiderstand zu hochohmig ist, um die automatische Abschaltung zu gewährleisten

und ein zusätzlicher Potentialausgleich nicht möglich ist, kann ein RCD für jedes einzelne Verbrauchsmittel eingesetzt werden.

Bild 13:  Der zweite Fehler im IT-System

N-Leiter in 3phasigen IT-Systemen

DIN VDE 0100-410:2018-10 Abschnitt 431.2.2 enthält die Anmerkung, dass in IT-Systemen empfohlen wird, den N-Leiter nicht mitzuführen. Dies ist dann zu berücksichtigen, wenn in einem 3ph/N IT-System auch 1phasige Verbraucher angeschlossen werden. Kommt es zu einem Isolationsfehler in L1, wird die Spannung in den Leiter L2/L3 gegen Erde auf die verknüpfte Spannung z.B. 400 V angehoben. Dadurch könnten Entstörkondensatoren, die gegen Erde geschaltet sind, beschädigt werden. Es ist hierbei zu beachten, dass die Spannungsverschiebung nur die Spannung zur Erde betrifft. Eine Spannungsverschiebung zwischen den aktiven Leitern erfolgt nicht. Die einphasigen Betriebsmittel müssen dann entsprechend ausgelegt sein, d.h. für einen Betrieb in 3ph/N Systemen geeignet sein. In der Praxis werden dann häufig zwei getrennte IT-Systeme errichtet, jeweils für 1ph- und 3ph-Verbraucher.

An dieser Stelle auch ein Hinweis auf die allgemein gültige Anmerkung aus DIN VDE 0100-430 (VDE 0100-430):2010-10 Ab. 433.3.3, dass auf Überlast-Schutzeinrichtungen verzichtet werden darf, wenn eine unvorhergesehene Unterbrechung des Stromkreises eine Gefahr darstellen würde. In diesen Fällen sollte eine Überlast-Meldeeinrichtung in Betracht gezogen werden.

Zusammenfassung

IT-Systeme sind immer dann von Vorteil, wenn ein erster Fehler nicht zum Ausfall der Stromversorgung führen darf. Ein normgerechter Aufbau sowie eine korrekte Auswahl der Schutz- und Überwachungseinrichtungen sind die wesentliche Basis für einen störungsfreien und sicheren Betrieb bei.

Literaturhinweise:

Hofheinz, Wolfgang - Schutztechnik mit Isolationsüberwachung, VDE-Verlag GmbH, Berlin

DIN VDE 0100-100 VDE 0100-100:2009-06

Errichten von Niederspannungsanlagen

Teil 1: Allgemeine Grundsätze, Bestimmungen allgemeiner Merkmale, Begriffe

DIN VDE 0100-410 VDE 0100-410:2018-10

Errichten von Niederspannungsanlagen

Teil 4-41: Schutzmaßnahmen - Schutz gegen elektrischen Schlag

DIN VDE 0100-430 VDE 0100-430:2010-10

Errichten von Niederspannungsanlagen

Teil 4-43: Schutzmaßnahmen – Schutz bei Überstrom

DIN VDE 0100-420 VDE 0100-420:2016-02

Errichten von Niederspannungsanlagen

Teil 4-42: Schutzmaßnahmen – Schutz gegen thermische Auswirkungen

DIN VDE 0100-530 VDE 0100-530:2018-06

Errichten von Niederspannungsanlagen

Teil 530: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Schalt- und Steuergeräte

DIN VDE 0100-710 VDE 0100-710:2012-10

Errichten von Niederspannungsanlagen

Teil 7-710: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art – Medizinisch genutzte Bereiche

DIN EN 61557-8 VDE 0413-8:2015-12

Elektrische Sicherheit in Niederspannungsnetzen bis AC 1 000 V und DC 1 500 V – Geräte zum Prüfen, Messen oder Überwachen von Schutzmaßnahmen

Teil 8: Isolationsüberwachungsgeräte für IT-Systeme

DIN EN 61557-9 VDE 0413-9:2015-10

Elektrische Sicherheit in Niederspannungsnetzen bis AC 1 000 V und DC 1 500 V – Geräte zum Prüfen, Messen oder Überwachen von Schutzmaßnahmen

Teil 9: Einrichtungen zur Isolationsfehlersuche in IT-Systemen

Normen sind zu beziehen über den VDE-Verlag oder Beuth.

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Wiederkehrende Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 (BGV A3) Flyer 565.3 KB DE2024/01/0909.01.2024
DGUV - Normgerechter Betrieb elektrischer Anlagen Branchenbroschüren 5.3 MB DE2023/12/1919.12.2023
Fachbeitrag: Erst- und Wiederholungsprüfung von IT-Systemen (ungeerdeten Stromversorgungen) Fachartikel 625.1 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Sicherheit selbst bei Isolationsfehlern Fachartikel 402.9 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: IT-Systeme – Herzstück einer zuverlässigen Stromversorgung Fachartikel 2.5 MB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Warum das IT-System häufig die beste Wahl ist (Schaltschrankbau) Fachartikel 317.3 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Vorhang auf für das IT-System Fachartikel 272.8 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im Klärwerk Fachartikel 239.7 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im Museum Fachartikel 343.2 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im Flughafen Fachartikel 278.8 KB DE2019/05/1313.05.2019
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