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Trend für Maschinen: Melden statt Schalten

Ausfallzeiten und Stillstände weiter reduzieren

Der Maschinenbau möchte Ausfallzeiten und Stillstände von Maschinen stets weiter reduzieren. Auf diesem erheblich kostensparenden Kurs kann man jetzt noch ein wesentliches Stück weiter vorankommen.

Im Oktober 2016 wurde auf internationaler Ebene die Neufassung der IEC 60204-1 veröffentlicht. Nun ist damit zu rechnen, dass demnächst auch die finale deutsche Version der Norm "Sicherheit von Maschinen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen" erscheint. Sie wurde bereits im Oktober 2014 als Entwurfsfassung veröffentlicht. Für die Stromversorgung einer Maschine ergibt sich dabei ein deutlicher Trend: Melden statt Schalten.

Weshalb ist das wichtig?

Unabhängig davon, ob es nun den Haupt- oder Steuerstromkreis einer Maschine betrifft: Ein erster Isolationsfehler sollte nicht zum Ansprechen einer Schutzeinrichtung und damit zur sofortigen Unterbrechung des Stromkreises führen, solange keine Gefährdung besteht. Gerade in komplexen, ineinander greifenden Prozessen kann ein Abschalten fatale Auswirkungen haben, die ganze Produktion stilllegen oder Maschinen beschädigen.

Gegebenenfalls muss nicht nur die Maschine repariert werden, auch hohe Wiederanlaufkosten können anfallen. Deshalb ist hier bereits der Planer oder Konstrukteur der Maschine gefragt. Er kann durch die richtige Auswahl der Netzform möglichen Gefährdungen vorbeugen und dadurch die Instandhaltung planbarer und kostenoptimierter gestalten.

Die Wahl der Netzform

Für den Schutz gegen elektrischen Schlag ist die Sicherheitsgrundnorm DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410) relevant. Dort sind die bekannten Netzformen TN-, TT- und IT-System und die dafür erforderlichen Schutz- und Überwachungseinrichtungen definiert.

Das IT-System ist dabei die einzige Netzform, bei der eine Abschaltung bei einem ersten Isolationsfehler nicht erforderlich ist. Dies gilt dann auch für elektrische Maschinen, denn die Norm IEC 60204-1: 2016-10 bezieht sich in den jeweiligen Abschnitten auf die Anforderungen der IEC 60364-4-41 bzw. die deutsche Version DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410).

Was ändert sich durch die neue Norm?

Eine wesentliche Änderung ist dabei die Tatsache, dass in der „alten“ Version der DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1):2007-06 für Steuerstromkreise nach Abschnitt 9.4.3 ausschließlich die Forderung bestand, den ungeerdeten Steuerstromkreis (IT-System) mit einem Gerät zu versehen, das im Erdschlussfall den Stromkreis automatisch unterbricht. Dies gilt im Prinzip auch weiterhin.

Jedoch erlaubt Abschnitt 9.4.3.1, 2) nun, dass es ausreichend sein kann, eine Isolationsüberwachungseinrichtung zu verwenden (z. B. in Übereinstimmung mit der IEC 61557-8), die ein akustisches und optisches Signal an der Maschine initiiert – wenn eine Abschaltung das Risiko für den Betrieb der Maschine bzw. Anlage darstellt bzw. ein Weiterbetrieb auch im Falle eines Erdschlussfehlers notwendig ist.

Beispiel für einen Steuerstromkreis mit galvanisch verbundenen Gleichstromverbrauchern

Anforderungen für ungeerdete Hauptstromkreise (IT-Systeme)

Neben dieser Ergänzung wurden auch die Anforderungen für ungeerdete Hauptstromkreise (IT-Systeme) präzisiert. Im Abschnitt 6.3.3 wird gefordert, dass die relevanten Anforderungen der IEC 60364-4-41 berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass für IT-Systeme ein Isolationsüberwachungsgerät nach IEC 61557-8 bzw. DIN EN 61557-8 (VDE 0413-8) erforderlich ist, welches den ersten Isolationsfehler meldet.

In der nachfolgenden Anmerkung wird auch darauf hingewiesen, dass bei großen Maschinen eine Einrichtung zur Isolationsfehlersuche (IFLS) nach DIN EN 61557-9 (VDE 0413-9) die Wartung erleichtern kann, denn damit werden Isolationsfehler ohne Abschaltung der Maschine im laufenden Betrieb lokalisiert.

Ebenso empfiehlt die Norm in Abschnitt 6.3.3 für TN- und TT-Systeme die Verwendung eines Differenzstrom-Überwachungsgerätes (RCM) entsprechend IEC 62020, um eine vorbeugende Wartung verbessern zu können.

Bedeutung für den Maschinenbau

Für das breitgefächerte Angebot des Maschinenbaus bedeutet dies insgesamt also ein Plus an elektrischer Sicherheit sowohl für die Maschine als auch für den Produktionsprozess.

In einigen Anwendungen wird versucht, eine erhöhte Anlagenverfügbarkeit über den Einsatz von unterbrechungsfreien Stromversorgungsanlagen (USV-Anlagen) zu erreichen. Bei einem Ausfall des Stromversorgungsnetzes ist dies auch hilfreich. Viel häufiger führen jedoch einfache Isolationsfehler in Maschinen zur automatischen Abschaltung der Stromversorgung. Eine USV-Anlage im TN-System bringt keine Verbesserung, denn auch dabei muss der Stromkreis mit dem fehlerhaften Verbraucher beim ersten Fehler abgeschaltet werden.

Insgesamt bietet das IT-System mit Isolationsüberwachung eine hohe Betriebssicherheit – insbesondere in sensiblen Bereichen, wie z. B. in der Produktion von Glas oder Lebensmittel, aber auch anderen Produktionsbereichen mit leistungsstarken, geregelten Antrieben.

Kostenfalle Anlagenstillstand

Oftmals hat ein Anlagenstillstand einige Auswirkungen, die über die reine Ausfallzeit der Maschinen hinausgehen. Bei einem ungeplanten Maschinen- bzw. Anlagenstillstand in der Halbleiterfertigung müssen beispielsweise die Wafer, die sich gerade in der Bearbeitung befinden, entsorgt werden, da der Produktionsprozess nicht nahtlos fortgesetzt werden kann.

Ähnlich sind die Folgen in der Lebensmittelproduktion. Dort kann bei einem ungeplanten Stillstand das Produkt, z. B. ein Milchprodukt, schnell verderben. Zudem können zusätzliche Kosten für die Entsorgung anfallen. Eventuell kommen wegen Lieferverzug noch weitere Kosten hinzu. In der Summe kommen so schnell bis zu sechsstellige Beträge zusammen.

Fazit

Wenn es also um die Sicherstellung der generellen Verfügbarkeit einer Maschine oder Produktionsanlage geht, muss neben den mechanisch relevanten Komponenten gleichgewichtig auch die elektrische Anlage überwacht werden. Denn wenn die Stromversorgung einmal unterbrochen ist, kann auch die beste Maschine nichts mehr produzieren.

Im Maschinenbau sind gute und regelmäßige Wartungen der Anlagen das A und O eines möglichst ungestörten und optimalen Betriebsablaufs. Es gibt Ansätze für verschiedene Wartungskonzepte, mit denen die Maschinen über die verschiedensten Sensoren überwacht werden. Aber wie sieht es mit der Überwachung der elektrischen Anlagen hinsichtlich einer optimierten Wartung aus? Hierbei erweisen sich IT-Systeme als Mittel der Wahl. Sie reduzieren die Kosten für Wartung und Instandhaltung. Dank der Isolationsüberwachungseinrichtung lässt sich die Abnahme des Isolationsniveaus und damit Isolationsfehler frühzeitig erkennen.

Zu berücksichtigen ist ferner, dass Isolationsfehler die häufigste Brandursache in Maschinen und elektrischen Anlagen darstellen, da in geerdeten Systemen bei einem Isolationsfehler ein hoher Strom fließt. Im IT-System ist die Brandwahrscheinlichkeit sehr gering. Selbst der Verband der Sachverständigen empfiehlt in seinen Richtlinien VdS 3501:2008-10 (02) das IT-System als die derzeit beste Lösung zur Isolationsüberwachung im Hinblick auf die Brandgefahr.

Downloads

NameTypGrößeSpracheZeitstempelD-/B-Nummer
Elektrische Sicherheit in der Brau- und Getränkeindustrie Branchenbroschüren 1.2 MB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Elektrische Sicherheit und Hochverfügbarkeit in elektrischen Anlagen Fachartikel 432.8 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Melden statt Abschalten Fachartikel 288.3 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Melden statt Abschalten 2 Fachartikel 1.3 MB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Herausforderung Ableitströme Fachartikel 432.8 KB DE2019/05/1313.05.2019

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