IT System

IT-System: Maximale Verfügbarkeit ist ungeerdet

Welche Bedeutung hat die Netzform für eine Anlage?

Schon bei der Auswahl des richtigen Stromversorgungssystems wird der Grundstein für die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit einer Anlage gelegt. Denn zusammen mit dem Personen- und Brandschutz ist die Ausfallsicherheit der wichtigste Faktor für die Wahl einer geeigneten Energieversorgung. Bei der Planung einer Anlage stehen die drei Netzformen zur Verfügung: Das TN-System, das TT-System und das IT-System. Nur beim IT-System führt ein erster Isolationsfehler nicht zur Abschaltung des Systems.

In der heutigen Zeit zeichnen sich technische Anlagen aller Branchen durch eine immer höhere Komplexität und Automatisierung aus. Von hochentwickelten Fertigungsstraßen bis hin zur Robotertechnik gibt es stetig mehr Betriebsmittel, deren reibungslose Funktionalität von einer zuverlässigen Stromversorgung abhängt. Diese profitieren von den Vorteilen des IT-Systems, das in sensiblen Bereichen wie Intensivstationen sogar normativ vorgeschrieben ist.

Was ist ein IT-System?

In IT-Systemen sind alle aktiven Teile entweder gegen Erde isoliert oder über eine hochohmige Impedanz mit Erde verbunden. Die hochohmige Impedanz kann aus messtechnischen Gründen vorgesehen werden, jedoch mit der Maßgabe, nicht die elektrische Sicherheit zu gefährden. Die Erdung der Körper der elektrischen Anlage geschieht entweder einzeln oder gemeinsam.

Was ist der Unterschied zu TN- und TT-Systemen? In TN-Systemen ist der Sternpunkt der speisenden Transformatoren niederohmig geerdet, und die Körper der elektrischen Anlage sind über Schutzleiter mit dem Betriebserder des Netzes verbunden. Auch in TT-Systemen wird der Sternpunkt niederohmig geerdet, aber die Körper der elektrischen Anlage sind unabhängig von der Systemerdung geerdet.

IT-System - leicht erklärt

Was ist das Hauptmerkmal des ungeerdeten Systems?

Zur Einspeisung bei ungeerdeten IT-Systemen kommen entweder ein Transformator oder eine unabhängige Stromquelle wie eine Batterie oder ein Generator zum Einsatz. Da kein aktiver Leiter niederohmig mit der Erde verbunden ist, fließt hier im Falle eines Körper- oder Erdschlusses kein hoher Fehlerstrom. Was entsteht, ist lediglich ein geringer Fehlerstrom, dessen Größe von den Isolationswiderständen und der Kapazität der Leiter und Systemkomponenten gegen Erde abhängt.
Für ein IT-System ist es normativ vorgeschrieben, ein Isolationsüberwachungsgerät einzusetzen.

Ein Beispiel: Berührt ein Mensch bei einem intakten ungeerdeten 230 V AC-Netz mit genügend kleinen Netzableitkapazitäten ein unter Spannung stehendes leitendes Gehäuse, so erfährt er keinen elektrischen Schlag. Unter diesen Bedingungen fließt nur ein sehr kleiner, nicht spürbarer Strom über die Person. Die Berührungsspannung ist maßgeblich durch den Spannungsabfall des Fehlerstromes über den am Gehäuse angeschlossenen Schutzleiter bestimmt. Da der Fehlerstrom (bestimmt durch den Isolationswiderstand und die Netzableitkapazität) im Normalfall sehr klein ist und der Widerstand des Schutzleiters auch sehr klein ist, entstehen keine hohen Berührungsspannungen.

Im Gegensatz dazu basiert ein geerdetes System auf der Grundidee, im Fehlerfall einen genügend großen Fehlerstrom zu treiben, der zu einer schnellen Abschaltung der Stromversorgung führt. Für den Fall der indirekten Berührung bedeutet dies, wird ein unter Spannung stehendes leitendes Gehäuse berührt, fließt aufgrund der niederohmigen Verbindung zur Stromquelle sofort ein hoher Fehlerstrom über den Menschen. Zum Schutz des Menschen sind Schutzeinrichtungen wie Sicherungen und FI-Schalter vorgeschrieben, um die Anlage abzuschalten, bevor der Mensch geschädigt wird.

Folgende Analogie verdeutlicht das Funktionsprizip der beiden Systeme:
Im geerdeten System nimmt man in Kauf, dass das Kind in den Brunnen fällt – man polstert den Brunnen aber aus.
Im ungeerdeten System wird jedoch prinzipiell vermieden, dass das Kind überhaupt erst in den Brunnen fällt.

Welche Vorteile hat das ungeerdete IT-System?

Fehlersuche im Betrieb
Im Falle eines Isolationsfehlers kann die genaue Position bei laufender Anlage lokalisiert werden.

Keine Abschaltung
Selbst bei einem ersten Isolationsfehler kann die Anlage problemlos weiterbetrieben werden.

Erhöhter Personenschutz
Durch die geringen Fehlerströme gibt es keine Gefahr durch elektrischen Schlag.

Weniger Prüfkosten
Wiederkehrende Prüfungen erfordern keine Abschaltung mehr, RCD-Test und RISO-Messung entfallen.

Erhöhter Brandschutz
Die vorgeschriebene permanente Isolationsüberwachung reduziert die Brandgefahr und kann zu geringeren Versicherungsprämien führen.

Warum wird das IT-System bisher so selten genutzt?

Bislang kommt das ungeerdete System vor allem in sicherheitskritischen Anwendungen wie Intensivstationen oder Bahn-Signaltechnik zum Einsatz, wo ein Ausfall der Stromversorgung fatale Folgen hätte. Außerhalb dieser Spezialbereiche ist diese Netzform in der Praxis noch relativ wenig verbreitet, obwohl das IT-System zahlreiche Vorteile nicht nur in puncto Sicherheit, sondern auch Verfügbarkeit bietet.

Denn drei Mythen über die Nachteile dieser Netzform sind bis heute weit verbreitet:

  • Das IT-System ist teurer als ein geerdetes System

    Die Installation eines ungeerdeten Systems ist tatsächlich teurer als ein TN- oder TT-Netz, doch die zusätzlichen geldwerten Vorteile wie vorbeugende Instandhaltung und reduzierter Prüfaufwand kompensieren die zusätzlichen Kosten in kurzer Zeit.

  • Im TN-System lassen sich Fehler schnell finden

    Durch den Einsatz von Fehlersuchsystemen (IFLS) können Fehler auch im IT-System schnell lokalisiert werden.

  • Für das IT-System müssen kostspielige Betriebsmittel angeschafft werden

    Mithilfe technischer Maßnahmen, die keinen Aufpreis erfordern, können auch Standardkomponenten verwendet werden.

Wo liegen die Grenzen des IT-Systems?

Jede Netzform hat ihre Stärken und Schwächen und die Wahl der besten Variante sollte im Optimalfall von der Applikation abhängen, die betrieben werden soll. In der Praxis hat sich häufiger eine Kombination der drei Netzformen bewährt. Das IT-System hat insgesamt die besten Eigenschaften, jedoch eignet es sich nur bis zu einer bestimmten Größe und Komplexität des Netzwerks.

Downloads

NameTypGrößeSpracheZeitstempelD-/B-Nummer
Wiederkehrende Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 (BGV A3) Flyer 565.3 KB DE2024/01/0909.01.2024
DGUV - Normgerechter Betrieb elektrischer Anlagen Branchenbroschüren 5.3 MB DE2023/12/1919.12.2023
Fachbeitrag: Erst- und Wiederholungsprüfung von IT-Systemen (ungeerdeten Stromversorgungen) Fachartikel 625.1 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Sicherheit selbst bei Isolationsfehlern Fachartikel 402.9 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: IT-Systeme – Herzstück einer zuverlässigen Stromversorgung Fachartikel 2.5 MB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Warum das IT-System häufig die beste Wahl ist (Schaltschrankbau) Fachartikel 317.3 KB DE2019/05/1313.05.2019
Fachbeitrag: Vorhang auf für das IT-System Fachartikel 272.8 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im Klärwerk Fachartikel 239.7 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im Museum Fachartikel 343.2 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im Flughafen Fachartikel 278.8 KB DE2019/05/1313.05.2019
Praxisbericht: Isolationsüberwachung im PV-Kraftwerk Fachartikel 447.2 KB DE2019/05/1313.05.2019

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