Bender-Messstromwandler für Differenzstromüberwachung

Einfachere DGUV V3-Prüfung durch Differenzstromüberwachung

Das Projekt

Um den Aufwand für die Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 zu reduzieren, wurde im Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel im Haus 3 (Bettenhaus, Augen-OP und Küche) ein Differenzstromüberwachungssystem in der Gebäudehauptverteilung, am zentralen Erdungspunkt und in den Etagenverteilungen installiert. In den kommenden Jahren sollen alle Häuser des Klinikums sukzessive mit Differenzstromüberwachungstechnik nachgerüstet werden.

Die Bestandsaufnahme

Seit 2021 ist Martin Schürer Fachbereichsleiter Elektro am Universitätsklinikum, und damit für die gesamte Elektroinstallation und Elektrotechnik verantwortlich. Noch 2021 erfolgte eine Bestandsaufnahme der gesamten Elektroinstallation mit Fachleuten von Bender. Daraufhin wurde zunächst der vorhandene IT-Netz-Verteiler auf der Intensivstation gewartet und modernisiert. Die durchweg positiven Erfahrungen bei der Bestandsaufnahme und Modernisierung führten u. a. zu Gesprächen über die Probleme bei der Einhaltung der DGUV Vorschrift 3. Hier konnten die Experten von Bender durch die jahrelange Expertise einen Lösungsvorschlag unterbreiten, der am Ende auch umgesetzt wurde bzw. in den nächsten Jahren weiter umgesetzt wird.

Die Herausforderung: DGUV Vorschrift 3

Die DGUV Vorschrift 3 fordert eine wiederkehrende Prüfung aller elektrischen Anlagen und ortsfesten Betriebsmittel alle 4 Jahre. In Krankenhäusern sind diese routinemäßigen Überprüfungen in einem verkürzten Intervall von 3 Jahren durchzuführen. Die Prüfung ist im Universitätsklinikum Brandenburg wie auch in allen anderen Krankenhäusern mit einem erheblichen Organisations-, Zeit- und Personalaufwand verbunden. Da für die vorgeschriebene Isolationsprüfung (Riso-Messung) Geräte und Anlagen vom Netz getrennt bzw. abgeklemmt werden müssen, ist in dieser Zeit die Stromversorgung in den betreffenden Bereichen unterbrochen. Die DGUV-Prüfung kann daher oft nur nachts durchgeführt werden. Außerdem stehen in der Zeit der Prüfung die Techniker nicht für den Regelbetrieb zur Verfügung.

Aufgrund dieser Voraussetzungen ist es sehr schwer, die vorgeschriebenen Intervalle der DGUV-Prüfung einzuhalten. Die Herausforderung besteht darin, die wiederkehrende Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 zu vereinfachen, sowie die Abschaltung von Geräten und Anlagen zu vermeiden.

Über das Krankenhaus

Das Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel ist ein kommunales Krankenhaus der Schwerpunktversorgung und eines von vier Universitätskliniken der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Das Klinikum hat 492 Betten, jährlich werden ca. 60.000 Patienten ambulant und stationär behandelt.

Die Lösung: Differenzstromüberwachung

Die DGUV Vorschrift 3 besagt, dass auf die Riso-Messung bei der wiederkehrenden Prüfung einer elektrischen Anlage dann verzichtet werden kann, wenn die Anlage kontinuierlich von Elektrofachkräften instandgehalten und durch dauerhafte oder stetige messtechnische Maßnahmen im Rahmen des Betriebs geprüft wird.

Bei einem Termin mit dem Fachbereichsleiter Elektro des Universitätsklinikums Brandenburg und den Experten von Bender wurde eine permanente Überwachung der elektrischen Anlage mittels Differenzstromtechnik in der Gebäudehauptverteilung, am zentralen Erdungspunkt und in den Etagenverteilern vorgeschlagen. Diese Art der Überwachung erfüllt die Vorgaben der wiederkehrenden Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 vollumfänglich.

Zu Testzwecken wurde in Haus 3, Ebene 2 eine Pilotanlage installiert. Der Einbau erfolgte durch das klinik-eigene Personal, die Inbetriebnahme im Oktober 2022 durch den Bender Service.

Erste Erfahrungen - große Überraschung

Bei der Inbetriebnahme der Pilotanlage zeigte sich zunächst in einem Kanal ein Differenzstrom von etwa 3,5 A, während in allen anderen Kanälen die Differenzströme im ein- bis zweistelligen mA-Bereich lagen. Die erste Vermutung einer fehlerhaften Messung bzw. eines defekten Messgeräts erwies sich als falsch. Nach weiteren Messungen konnte auch ein Fehler bei der Installation ausgeschlossen werden. Als Fehlerquelle wurde schließlich ein LED-Leuchtband identifiziert. Nach Austausch des Leuchtbandes wurde auch auf dem vorher fehlerhaften Kanal ein Differenzstrom im unkritischen niedrigen zweistelligen mA-Bereich gemessen.

Alle Häuser werden mit RCM-Technik ausgestattet

Dies hat den Kunden von der Bender-Messtechnik vollends überzeugt. Seine Erkenntnis: Ohne den Einbau der Differenzstrom-Messtechnik wäre der Fehler durch das defekte LED-Leuchtband nie aufgefallen. Selbst die im Rahmen der wiederkehrenden Prüfung vorgeschriebene Riso-Messung hätte den Fehler nicht ans Licht gebracht.

Nach dieser erfolgreichen Testung hat das Krankenhaus das Projekt auf das gesamte Haus 3 erweitert. Die Messanlage sollte im September 2023 in Betrieb genommen werden. Nach und nach sollen auch alle anderen Häuser des Universitätsklinikums Brandenburg an der Havel mit Differenzstrommesstechnik ausgestattet werden.

"Ein Krankenhaus muss laufen. Ausfälle kann man sich schlicht nicht erlauben. In einem Krankenhaus an der Stromversorgung zu sparen wäre fatal. Man weiß ja nicht, was passiert."

Martin Schürer, Fachbereichsleiter Elektro am Universitätsklinikum Brandenburg

Vorteile: Zeitersparnis, Brandschutz, Wirtschaftlichkeit

Den größten Vorteil der dauerhaften Überwachung mit Differenzstrommesstechnik sieht Fachbereichsleiter Martin Schürer für sein Krankenhaus in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Zeitersparnis ist immens: Keine aufwändigen Absprachen mehr mit medizinischem, technischem und sonstigem Personal. Kein Abschalten und Abklemmen von elektrischen Geräten und Anlagen für die Messung des Isolationswiderstands. Und seine Mitarbeiter müssen jetzt nicht mehr wochenlang nachts durch die Häuser streifen für die wiederkehrende Prüfung, sondern stehen für den Normalbetrieb zur Verfügung. Positiver Nebeneffekt: Mit dem Einbau der Differenzstromüberwachung verringert sich auch das Risiko eines elektrischen Brandes. Und da die Überwachung dauerhaft erfolgt, werden jetzt selbst kleinste Veränderungen in der elektrischen Anlage erkannt, so dass schnell reagiert werden kann, wenn etwa ein Patient ein fehlerhaftes Handy-Netzteil anschließt oder ein Computer bzw. medizintechnisches Gerät nicht in Ordnung ist.

Für Martin Schürer steht fest: „Ein Krankenhaus muss laufen. Ausfälle kann man sich schlicht nicht erlauben.“ Und er fügt hinzu: „In einem Krankenhaus an der Stromversorgung zu sparen wäre fatal. Man weiß ja nicht, was passiert.“ Und er hat ausgerechnet, wann sich die Investition für das Universitätsklinikum amortisiert. Sein Fazit: Spätestens nach sechs Jahren kommt die schwarze Null raus. Da es im Moment sogar eine Förderung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gibt, rechnet sich die Investition sogar noch früher.

Umfang des Projekts*

Weiterführende Informationen

Das Projekt im Film

Bender Experte Abdurrahman Namdar im Gespräch mit Martin Schürer, Fachbereichsleiter Elektro am Universitätsklinikum Brandenburg.

Wissenswertes zur DGUV Vorschrift 3

Auf einer Sonderseite haben wir für Sie alles Wichtige zusammengestellt.

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* Stand 2023

2025: Hinweis und Link zur Förderung durch das BAFA ergänzt.

 

Bilder © Universitätsklinikum Brandenburg, Bender